Antikes Boiotien - Ancient Boiotia
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Koroneia


 


Geschichte Koroneias

Um die Folgen von Hadrians Ingenieursprojekt für die Stadt Koroneia besser zu verstehen, soll ein kurzer Überblick über die Geschichte Koroneias folgen. Die Beziehung dieser Polis zu Rom war vom 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. sehr negativ geprägt [1]. In den drei makedonischen Kriegen stellte sich Koroneia jeweils auf die makedonische Seite und riskierte heftige Konfrontationen mit Rom [2] . Nach dem Kampf auf Seiten der Nachbarpolis Haliartos gegen römische Truppen unter P. Licinius Crassus [3] wurden auch die Einwohner Koroneias versklavt [4]. Im Gegensatz zu Haliartos wurde Koroneia jedoch nicht zerstört, und die Einwohner kamen 170 v. Chr. nach einem Bittgesuch an den römischen Senat schon bald wieder frei [5]. Anschließend gibt es für eine längere Zeit keine Quellen über Koroneia [6]. Der Situation Griechenlands in der frühen Kaiserzeit - Tributpflicht gegen Rom, Verarmung, Bedeutungslosigkeit [7] und insgesamt eine vor allem agrarisch geprägte Wirtschaftsstruktur [8] - entsprach die Lage in der Region Boiotien. Die Forschung spricht zum Teil von einem dramatischen Rückgang der dortigen Siedelungen [9]. So veröffentlichte John M. Fossey Zahlenmaterial zur Abnahme Anzahl der Siedlungen in der Kopais von der klassischen bis zur römischen Zeit: von der klassischen bis zur hellenistischen Zeit sei ihre Zahl um 25%, von der hellenistischen bis zur römischen Zeit um weitere 40% zurückgegangen. Insgesamt habe demnach die Zahl der Siedlungen um 55% abgenommen [10] . Doukellis und Zoumbakis vertreten dagegen die These, gerade in römischer Zeit seien durch Synoikismos viele Siedlungen zusammengelegt worden [11], dennoch lässt sich insgesamt - trotz aller Vorbehalte gegen die tatsächliche Aussagekraft dieser Zahlenwerte - vermuten, dass die wirtschaftliche Lage Koroneias entgegen der Meinung Kahrstedts, der von einer relativen wirtschaftlichen Blüte zu Beginn der Kaiserzeit ausgeht [12] eher schlecht gewesen ist [13].


© Christina Dieckhoff 2002

[Dies Abhandlung ist dem Aufsatz über die hadrianischen Deichbauten bei Koroneia entnommen.]

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Fußnoten und Anmerkungen

[1] Lauffer, S.345 - 46; Pieske, Sp. 1426 - 27, Funke, Sp. 757.
[2] Lauffer, S. 345 - 46 und Fossey, Koroneia, S. 567. Quellen hierzu sind Liv., 36,10,1 - 20 und Polyb., 20,7,3. Fossey, Koroneia, S. 567: Hierbei wurde das städtische Territorium verwüstet.
[3] Fossey, Koroneia, S. 567.
[4] Lauffer, S. 346. Quelle hierzu ist Livius, 42, 63,3 und 43,3,7 - 4,11.
[5] Lauffer, S. 346, Funke, Sp. 757 und Fossey, Koroneia, S. 5667; SEG 19, 374.
[6] Lauffer, S. 345.
[7] Pieske, Sp. 1429.
[8] Lauffer, S. 346; Fossey, Koroneia, S. 571 und Rostovtzeff, M.: Gesellschaft und Wirtschaft im römischen Kaiserreich. Bd. 1, Leipzig 1931, S. 204 - 205.
[9] Fossey, Koroneia, S. 582 - 83 spricht von großen Verwüstungen im 2. und 1. Jahrhundert  v. Chr.
[10] Fossey, Koroneia, S. 584.
[11] Doukellis, P. und Zoumbaki, S.: De Flamininus aux Antonins. Conquête et aménagements de l´espace extra-urbain en Achaie et Macédoine. In: DHA 21,2, 1995, S. 221.
[12] Kahrstedt, S. 86 spricht von einer recht ansehlichen städtischen Munifizienz zu Beginn der Kaiserzeit
[13] Funke, SP. 757.


 


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