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Orchomenos


 

Detaillierte Beschreibung des Kuppelgrabes

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Zum Zeitpunkt der Ausgrabung waren noch acht Schichten der Ringsteine vollständig in situ erhalten. In der 9. Reihe waren noch acht, in der 10. und 11. Reihe vier, in der 12. Reihe drei an ihrem Platz. Die Blöcke bestanden aus dunklem Marmor aus den Steinbrüchen des 19 km entfernten Lebadeia. Von der fünften Reihe an aufwärts trug jeder Steinquader ein Bohrloch zur Befestigung der Bronzerosetten, die den Innenschmuck bildeten. In manchen fanden sich noch Reste von Bronzenägeln. Über dem gewaltigen Türsturz (5m lang, 2,22 breit und 0,96 hoch) der 5,75 m hohen Eingangstür findet sich ein (im Vergleich zu Mykenai) relativ kleines Entlastungsdreieck. Eine Besonderheit stellt die rechts durch eine 2,10 m hohe Tür zugängliche Grabkammer (2,75 x 375 m) dar, wie sie nur noch aus Mykenai bekannt ist.[1]

Hinsichtlich der Farbe des Marmors, die offensichtlich unter dem Einfluß der Luft bzw. Witterung verändert, bemerkt bereits Schliemann in seinem Grabungsbericht: " Unter dem zersetzenden Einfluß der Luft hat dieser Marmor (von Lebadeia) eine weißliche Farbe; wenn man aber ein Stück davon abschlägt, so sieht man, daß der Bruch eine schwärzliche Farbe hat."[2] Frazer traf hierzu folgende Feststellung: "The colour inclines to a steely blue-black, but by exposure to the air this marble takes a creamy yellow colour, which is at present the general colour of the walls of the tomb. Hence Col. Leake described the marble as white. It is only indeed where the stones are broken that the dark grey colour appears."[3]

Die vorangegangen Beschreibung kann nach den aktuellen Untersuchungen des DAI Athen, die 2002 in einer Veröffentlichung vorgelegt werden sollen, um eine interessante Beobachtung für die hellenistische Zeit ergänzt werden: Die U-förmige Basis im inneren Rund des Kuppelgrabes war von griechischen Archäologen mit dem Kaiserkult in Verbindung gebracht worden. Sie stammt aber wohl aus der 2. Hälfte des 4. Jhdts. Ebenso stammt die eingefügte gewaltige Türschwelle im Eingang nicht aus mykenischer Zeit. Klaus Fittschen fragt:"Könnte es sich evtl. um ein vielfiguriges Monument Alexanders mit Familie handeln?" (AA 1998 S. 543-45 und Abb. 6 S. 545.)

(Peter Teuthorn)

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1) Meyer,Ernst: Heinrich Schliemann, Kaufmann und Forscher, Zürich u.a.1969, S. 313-319.
2) Schliemann, Heinrich: Orchomenos. Bericht über meine Ausgrabungen im böotischen Orchomenos, Leipzig 1881, S. 11.
3) Frazer, J.G.: Pausanias´s description of Greece (translated with a commentary) in six volumes [hier Bd. V], Oxford, 1898 (Nd. Cambridge 1965), S 189.

   
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