Antikes Boiotien - Ancient Boiotia
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[ Anfahrt | Geschichte | Rundgang | Tipps | Plan ]

Siphai, Siphae, Tiphai - Aliki


Etwa 800m südlich des heutigen Dorfes Aliki am Golf von Korinth befinden sich die Ruinen der antiken Hafenstadt Siphai und deren Akropolis. Schon allein die interessante Landschaft zu Füßen des nahe am Meer gelegenen Berges Korombili, macht einen Besuch lohnenswert. Die archäologische Stätte, die sich auf einem Ausläufer dieses Berges nahe des Meeres befindet, ist das ganze Jahr über kostenlos zu besichtigen.


Anfahrt
Man verlässt Theben (Thíva) auf der Straße Richtung Lamia und biegt bereits nach 2 Km links ab auf die Landstraße nach Thespies. Südlich dieses Ortes folgt man der Straße über Elopía nach Xironomí, von wo man über das antike Ano-Siphai (gut sichtbarer Wach- und Signalturm) in Serpentinen nach Aliki hinabfährt.
In Aliki selbst begibt man sich am besten zum modernen Hafen, welcher ein geeigneter Ausgangspunkt für eine Besichtigung Siphais ist. Von dort sieht man bereits im Süden den Felsen, der die Oberstadt und Akropolis der antiken Stadt trägt.

Geschichte
Obwohl sich in Siphai archäologische Zeugnisse, die den gesamten Zeitraum von der Steinzeit bis zum Mittelalter abdecken, fanden, schweigen die antiken Schriftquellen über die dortigen Geschehnisse. Einzig Pausanias (Paus. IX 32 2ff.) berichtet im 2. Jh. n. Chr., dass Siphai eine vom Seehandel geprägte Stadt war. Besonders für das 6. und 5. Jh. v. Chr. ist es schwierig sicheres Wissen zu erlangen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war das Schicksal Siphais an das der Stadt Thespiai gebunden. Aus dieser Abhängigkeit entstanden aber auch einige Vorteile, wie z. B. Schutz von Seiten Thespiais und dadurch Entfaltungsmöglichkeiten für den Handel. Durch den Einfluss Thespiais lässt sich zudem vermuten, dass Siphai während des Peloponnesischen Krieges dem Boiotischen Bund als Marinehafen diente. Im 4. Jh. v. Chr. teilte Siphai wohl das Schicksal Thespiais als "Brückenkopf" Spartas nach Boiotien. Nach der Zerstörung Thebens 338 v. Chr. erlebte die Stadt einen großen Aufschwung. Es ist nichts darüber bekannt, ob Siphai es jemals schaffte sich von der Abhängigkeit Thespiais zu lösen.

Rundgang
Der archäologische Spaziergang durch die Anlage kann ein bis zwei Stunden in Anspruch nehmen. (Ein Blick auf den Plan?)
Der 80m hohe Felsen wurde in spätklassischer Zeit (ca. 365-330 v. Chr.) mit einer umfassenden Mauer versehen. Auf die Akropolis gelangt man am bequemsten und schnellsten (ca. 10 Min.), indem man ihn von Norden besteigt, um durch das sog. Nordtor die ehemalige Oberstadt zu betreten. An dieser Seite des Felsens wird auch in der Antike ein Weg auf den Felsen hinaufgeführt haben. Das Tor erkennt man daran, dass es aus der hier sehr gut erhaltenen Stadtmauer hervorsteht und so bereits von der Strasse aus sichtbar ist. Trotz Verstürzungen ist neben dem oben noch abgeschlossenen Durchgang der Torraum interessant, da er einen Eindruck gibt, welche Ausmaße die Wehranlage einst hatte. Hat man das Tor durchschritten, so befindet man sich in der Oberstadt. Bei deren Erkundung ist Vorsicht geboten, da der Felsen im Süden und Westen sehr steil abfällt. Genau dadurch wird dem heutigen Besucher sehr schnell deutlich, an welchen Stellen die Stadt durch den Felsen natürlichen Schutz genoss und an welchen es der Errichtung hoher Mauern und Wehrtürme bedurfte.
Besonders gut erhalten ist die spätklassische Festungsmauer an der Nordseite. Nur teilweise wird diese durch byzantinische Restaurierungsarbeiten unterbrochen, welche man an der Verwendung von Ziegelsteinen erkennt. Folgt man diesen Mauern nach Süden, so erreicht man zum Einen eine byzantinische Zisterne, von deren Gewölbe noch Teile mit antikem Wandverputz erhalten sind. Zum Anderen befindet sich hier ein ehemals zweigeschossiger Wehrturm, den man noch heute betreten kann und dessen Wände bis zu einer Höhe von 3 m erhalten sind. An der südlichen Innenwand zeigen Einarbeitungen für die Balken des Zwischengeschosses, dass der Bau in späterer Zeit nur noch eingeschossig genutzt wurde. Zusätzlich lohnt sich von hier ein Blick hinunter auf das Meer, welches gegen Ende des Rundganges erkundet werden sollte.

Nun gilt es die Akropolis zu besteigen, die sich im Osten des Felsens befindet. Auf dem Weg dorthin kann man die Reste einer kleinen byzantinischen Kapelle entdecken, die sich etwa 15m südlich der byzantinischen Zisterne befinden. Etwas weiter südöstlich findet sich ein Brunnen, der durch ein modernes Metallgitter gesichert ist. Er ist ungefähr 20m tief und gewährleistete im Belagerungsfall die Wasserversorgung auf dem hohen Felsen. In der Umgebung dieses Brunnens sind weitere Turmreste und Mauerabschnitte erhalten.
Auf dem Areal der Oberstadt wurden keinerlei Reste von Wohnbebauung gefunden, was deren Nutzung als Fluchtburg unterstreicht.
Die Akropolis liegt auf dem höchsten Teil des Felsens. Auf ihr finden sich Reste einer weiteren byzantinischen Kapelle sowie im Osten und Süden lange Mauerzüge, die zu erkunden es sich lohnt. Zahlreiche byzantinische Restaurierungen zeugen auch hier wieder von einer Nutzung über einen langen Zeitraum.
Um einen Eindruck des Areal der antiken Unterstadt zu gewinnen, blickt man vom höchsten Punkt nach Süden: auf diesem Gebiet, welches heute von modernen Häusern bebaut ist, spielte sich in der Antike das tägliche Leben ab. Oberstadt und Akropolis dienten wahrscheinlich dem Götterkult, in Ausnahmefällen auch als Fluchtburg. Wie weit sich die Unterstadt erstreckte, lässt sich nicht sicher feststellen. Im Westen bildete das Meer die natürliche Grenze des Siedlungsraumes. Hier sind auf einer Länge von 120m Mauer- und Fundamentreste zu erkennen.
Nachdem man den Burgberg wieder über die Nordflanke verlassen hat, lohnt sich noch ein Blick auf die Reste des Seetors, welches den Hauptzugang zur Stadt darstellte.

Die Nordmauer, in der sich dieses befand, führte vom Felsen hinab bis ans Meer. Der Verlauf dieser Mauer ist ebenfalls noch gut zu erkennen. Etwa 20m von der heutigen Uferlinie entfernt befindet sich in relativ geringer Wassertiefe das Fundament eines Wehrturmes, welcher den Abschluss dieser Mauer darstellte. Hier ungefähr muss sich die antike Uferlinie befunden haben, die heute durch Absenkung des Landes vom Meer überspült ist. Etwas weiter südlich kann man zahlreiche Reste römischen Gussmauerwerks betrachten, welche sich von der heutigen Uferlinie einige Meter weit in das Meer erstrecken. Diese bildeten wahrscheinlich die Fundamente antiker Hafenbauten. Den Abschluss finden diese Reste in einer kleinen Mole am südlichen Ende des Strandes.

Tipps
Zur Besteigung des Felsens empfehlen sich zu jeder Jahreszeit feste Schuhe. Um Unfälle zu vermeiden, ist an manchen Stellen (besonders am südlichen Teil des Felsens) Vorsicht geboten, da das Erdreich zum Teil sehr locker ist. Entschädigt wird man aber durch wunderbare Ausblicke auf Meer und Umgebung.
Bei der Besichtigung der Mauerreste unter Wasser sind Schnorchel und Taucherbrille sehr hilfreich. Badesandalen verhindern schmerzhafte Bekanntschaften mit Seeigeln, die hier sehr zahlreich vorkommen.
Um den Ausflug abzurunden, lohnt sich der Besuch eines der Fischrestaurants am modernen Hafen, welche nicht nur durch ihre Lage direkt am Meer und der dort herrschenden Ruhe sehr zu empfehlen sind.


Plan

© Johannes Griebel
April 2002 / November 2003

 



 

Text als Reiselektüre

   
 
Moderner Hafen Aliki
   
 
Topographische Skizze
   
 
   
   
   
 
Eingang Turm 3
   
  Turm 3 Nordhang
   
 
Steilblick
 
 
Byzantinische Zisterne
 
 
Turm 2
   
 
Seetor
   
 
Strand mit Fundamentresten
antikesboiotien.uni-muenchen.de - vorläufiger kontakt: boiotien@teu-net.de