Antikes Boiotien - Ancient Boiotia
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Kopais


Deichbauten

 


Römische Hochwasserdämme im Südwesten (2. Jhd n. Chr.) 

Voraussetzungen
Grundsätzlich wird von Knauss weiterhin das Funktionieren des alten Systems, jedoch mit temporären Störungen, vermutet. Vor allem wegen der Maßnahmen des Ingenieurs Krates scheint das Hochwasser-ableitungssystem darüber hinaus auch noch in römischer Zeit gewirkt zu haben.

Hochwasserdämme im Südwesten
Vor der neuzeitlichen Trockenlegung des Kopaissees gab es auf dem Weg zum Lebadeia nach Orchomenos einen Hochwasserarm des Kephissos, der durch die heutige Probatia (Schafweide) und deren Sümpfe führte (01). Bei Strabon wird ein Hochwasserarm des Kephissos erwähnt, der durch das Gebiet von Orchomenos nach Koroneia in den Kopaissee fließt (02). Ein weiterer und eindeutiger Beweis für diesen Hochwasserarm ist eine Inschrift im Stadtarchiv von Koroneia, die eine Mitteilung Kaiser Hadrians aus dem Jahr 125 n. Chr. enthält, eine Anordnung über den Bau von Hochwasserdeichen für den Kephissos, die Herkyna und andere an dieser Stelle zusammenfließende Flüsse (03) "zum Schutz Koroneias vor der Seeüberflutung an Herkyna und Kephissos, wo sie gemeinsam fließen." Hadrian ist als Förderer wasserbaulicher Maßnahmen bekannt (04). Diese Dämme werden bei L. M. Kambanis anläßlich einer Begehung im Jahr 1892 als ziemlich breite, verschliffene Erddämme mit begleitenden Gräben, die ziemlich verlandet sind, beschrieben. In Mavrojeia bzw. Hagia Dimitrios kommt es zum trichterförmigen Zusammenlauf zweier Dämme. Von dort führt ein Kanal in Richtung See. Diese Erddämme sind heute nur noch mühsam auszumachen, da sie durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Region eingeebnet wurden. Vom Dorf Kalami in Richtung Rachit verläuft eine Straße entlang eines ehemaligen Dammes. Die Kirche von Rachit steht vor einer deutlichen Geländeerhöhung und enthält antike Bauteile, die eventuell vom Kastell Metachoion, das im 4. Jahrhundert bezeugt ist, stammen (05).

Der Deichbau diente zum Schutz des südlich liegenden Ackerlandes und zur Grenzmarkierung zwischen Orchomenos und Koroneia.

Es gibt auch Hinweise auf Deichbauten am Phalaros (06). Bei einer weiteren Ortsbegehung wurden Reste von Erdwällen am Nordufer des alten Bachlaufes bei einem antiken Siedlungsplatz nordöstlich von Mamoura gefunden. Die Deiche sind insgesamt in das minyische System der Hochwasserableitung eingebunden, weshalb nach wie vor dessen Funktionieren angenommen wird (07). 


 

© Christina Dieckhoff 2001



(01): Knauss, Kopais 2, S. 139.
(02): Strabon, lX, 2, 19.
(03): Fossey, J. M.: The City Archive at Koroneia, Boiotika. In: Euphrosyne, N. S. 11, 1981-82, S. 44-45 (Inschrift Nr 7).
(04): Eck, W.: Die Wasserversorgung im Römischen Reich. In: Die Wasserversorgung antiker Städte, Mainz 1987, S. 51 - 101.
(05): Lauffer, Kopais 1, S. 139. und Stephanos Byzantios, Athena.
(06): Fossey, J. M.: The City Archive at Koroneia, Inschrift Nr 4 und 6.
(07): Knauss, Kopais 2, S. 138.


 

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