Antikes Boiotien - Ancient Boiotia
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Die Machtstellung der Stadt Orchomenos

Nach einer Beschreibung der Städte am Westrand der Kopais schreibt Lauffer: Das politische Verhältnis aller dieser Städte untereinander bedeutet eigentlich die Frage nach dem Minyerreich, die davon auszugehen hätte, daß es an der Kopais in ältester Zeit eine ganze Anzahl minyscher Städte gab, die vielleicht zunächst gleichbedeutend neben Orchomenos standen und aus neolithischen Siedlungen hervorgegangen sind. Erst allmählich hat Orchomenos dann seine Vormachtstellung errungen.

Bei Strabon wird die Verlegung von Alt-Orchomenos in ein sicheres, höher gelegenes Gebiet weiter im Hinterland erwähnt, wo es neben dem Schutz vor Hochwasser genügen Anbaufläche gab. An dieser Stelle war es für Orchomenos möglich, den Oberlauf des Kephissos zu beherrschen, woraus sich die Vorherrschaft dieser Stadt entwickelte. Andere Städte in der Kopais waren von den Deichbauten und Poldern abhängig, so daß Orchomenos den natürlichen Vorteil im Westteil der Ebene nutzen konnte, um neue Anlagen zu errichten und weitere Gebiete zu gewinnen. Voraussetzung für so umfangreiche Bauten, wie sie in der Folgezeit entstanden, z. B. der große minysche Kanal, kann nur eine starke politische Macht sein.

Der Niedergang der Stadt Orchomenos wird sicher eng mit dem Niedergang des Deichbausystems und der Festung Gla im Nordostteil der Kopais verbunden gewesen sein. Vielleicht war der Machtverlust Orchomenos erst die Voraussetzung für den anschließenden Aufstieg Thebens in der Region.
 
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Lauffer, S.: Kopais 1, München 1986, S. 128 - 132.


siehe auch Alt-Orchomenos im Orchomenos-Teil  
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