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Antikes Boiotien - Ancient Boiotia | ![]() |
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Reise Überblick |
[ Anfahrt | Geschichte | Sehenswertes | Tipps ] Orchomenós Etwas Geschichte Wie der Mythos nahelegt, mußte sich Orchomenós aber gegen
Ende der mykenischen Zeit (um 1100) und gleichzeitig mit dem Niedergang
der Deichbauten der Vorherrschaft Thebens beugen. Die Gegnerschaft zwischen
diesen beiden Städten zieht sich durch die ganze boiotische Geschichte.
Was ist zu sehen? Es ist reizvoll, den Besuch der im Ort gelegenen Sehenwürdigkeiten
bei der ehemaligen Klosterkirche der Koimisis tis Theotókou (Mariä
Himmelfahrt) zu beginnen. Hinreichender Grund dafür wäre schon,
dass die 874 n. Chr. am Platz der Verehrung heidnischer Götter erbaute
Kirche, eine tonnengewölbte Basilika mit Kreuzkuppel, und damit ein
bedeutendes Beispiel für die Entwicklung der frühbyzantinischen
Basilika zur reinen Kreuzkuppelkirche ist. Bemerkenswert ist aber auch
die an der Außenarchitektur erkennbare Einstellung einer nun christlichen
Zeit. In einem selten gesehenen Ausmaß sind antike Spolien
aus fast allen Epochen verbaut worden. Unübersehbar die ornamental
angeordneten Säulentrommeln (I) aus einem abgetragenen Heiligtum
(Chariten?),
Inschriften, Steine mit Ornamenten, eine antike Sonnenuhr, vor allem auch
Dreifußbasen (II), auf denen einst die Weihegaben der Sieger bei
den Charitenfestspielen standen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, am Fuße des Burgberges liegt das eindrucksvolle mykenische Kuppelgrab, von dem schon Pausanias schwärmte: "Das Schatzhaus des Minyas, ein Wunderbau, der keinem anderen in Griechenland selbst oder anderswo nachsteht, ..."(Paus. IX 38.3). Es hat einen Durchmesser von etwa 14 m und die gleiche Innenhöhe. Damit stimmt es verblüffend genau mit dem "Schatzhaus des Atreus" in Mykene überein. Im Gegensatz zu jenem sind allerdings nur noch acht Schichten der Ringsteine vollständig erhalten. Es beeindruckt aber mit dem gewaltigen tonnenschweren Türsturz (IV) über dem fast 6 m hohen Eingang. Das wirklich Besondere aber ist die einzigartige Deckenplatte (V) der Grabkammer (VI), die mit Spiralmustern, Palm- oder Papyrusbüscheln und einem doppelten Rosettenfries geschmückt ist. Ein absolutes Muss für jede Besichtigung! Den Burgberg des Akontion (siehe Tipps) nicht erstiegen zu haben, werden
Sie sich nie verzeihen. Erst von seiner Höhe erschließt sich
die strategische Lage von Orchomenós. Der Blick reicht über
die Kopais-Ebene bis hin zum östlichen Beckenrand (VII), über
das Kephissos-Tal im Südwesten bis zur Frankenfestung von Lebadeia
und im Nordwesten in das Gebiet von Chaironeia. Je mehr man an Höhe gewinnt, um so mächtiger werden die erhaltenen hellenistischen Mauern (VIII, IX). Im oberen Bereich verengt sich der Raum zwischen Süd- und Nordmauer und beide laufen zuletzt wie ein Trichter auf die Fluchtburg zu. Diese liegt auf einem fast würfelförmigen Felsklotz (X) und ist nur über eine steile in den Fels gehaueneTreppe zu erreichen. Das erhaltene Mauerwerk ist gigantisch (XI). Den Weg zurück sollte man entlang der Nordmauer nehmen. Im mittleren Abschnitt finden sich Spuren von Häuserfundamenten im anstehenden Fels und die antike Straße, die durch ein Mauertor in halber Höhe aus dem Burgbereich hinaus führt. Direkt gegenüber der Kirche liegt auf der anderen Straßenseite das wahrscheinlich aus dem 4. Jhdt. v. Chr. stammende Theater, das bis in die spätrömische Zeit in Gebrauch war. Bei der Ausgrabung 1972 gefundene Dreifußbasen und Inschriften bezeugen für das ganze 3. vorchristliche Jahrhundert Gesangs- und Tanzwettbewerbe zu Ehren der Chariten. Auf der Plateia von Skripou steht die sehr kleine Drei-Konchen-Kirche des Ag. Zozontas aus dem 11. Jahrhundert. Auch in ihr sind in großem Umfang antike Quadersteine verbaut, so dass man den schon erwähnten Umgang mit antikem Material auch hier besonders gut studieren kann. In Orchomenós kamen bei Grabungen am Anfang des
20. Jahrhunderts reiche Keramikfunde zu Tage. Aus dem Frühhelladikum
besticht die Formenvielfalt. Besonders ansprechend sind die schlauchförmigen
Askoskannen. Die monochrome graue Ware aus dem Mittelhelladikum soll
in Form und Oberflächenbeschaffenheit Silbergefäße nachahmen.
Seit Schliemann wird dieser auch an anderen Orten gefundene Typ als
grauminysche Keramik bezeichnet. Da die Funde in dem z.Zt. nicht zugänglichen
Museum in Chaironeia lagern, muß man mit Beispielen im Thebener
Museum Vorlieb nehmen.
© Peter Teuthorn
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