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Antikes Boiotien - Ancient Boiotia | ![]() |
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Die Deukalionische Flut Die in den Quellen häufiger erwähnte Deukalionische Flut muß um etwa 1550 v. Chr. geschehen sein. Sie steht in direktem Zusammenhang mit dem Ausbruch des Thera auf dem heutigen Santorin. Platon berichtet im Timaios (1) und Kriton (2) im Zusammenhang mit dem Untergang von Atlantis auch von der "verheerenden Deukalionischen Flut", die, verbunden mit Erdbeben, nur eine von mehreren Flutkatastrophen gewesen sei. Pausanias, der sich in seiner Beschreibung Griechenlands sehr auf einheimische Erzählungen stützt, berichtetet von einer Flutkatastrophe, die zu einer Verlegung der Siedlungen Athen und Eleusis führte (3). Die Deukalionische Flut wird in der Parischen Chronik aus dem 3. Jahrhundert in das Jahr 1529 datiert und ausführlicher beschrieben (4). Bereits antike Gelehrte lokalisierten den dort genannten Ort Lykoreia in die Nähe Delphis, oder haben noch den exakten Ort gekannt (5). Sind dieses alles späte Zeugnisse der antiken Literatur, die nicht als Quellen wörtlich für wahr gehalten werden dürfen, so bleibt dennoch festzuhalten, daß einerseits die Erinnerung gerade an solch große Katastrophen im kollektiven Gedächtnis der Menschen lange überleben und fast unverfälscht in ihrer Aussage weitergegeben werden können. Dagegen ist es eher unwahrscheinlich, daß in sich stimmige Details, wie im weiteren Text zu sehen sein wird, komplett erfunden sein können. Der Ausbruch des Thera wird nach geologischer Untersuchung von der Wissenschaft in die Zeit von 1600 - 1450 datiert (6). Gleichzeitig gibt Knauss für den lokalen Sintflutmythos eine in sich stimmige Erklärung. Er lokalisiert dieses Ereignis im Parnaß, wo der Livadi-See, ein auf 1450 m Höhe gelegenes Katawothrensystem, ähnlich dem des Kopaisses, bei Delphi liegt (7). Nach dem Ausbruch des Thera auf dem heutigen Santorin kam es in der Folge zu starker Kondensation an den ausgestoßenen Aschepartikeln. Diese wurden durch Luftströmungen u.a. nach Boiotien getrieben und führten zu besonders starken, wolkenbruchartigen Niederschlägen im ganzen Gebiet (8). Der Abfluß des Livadisees durch sogenannte Sinklöcher und Katawothren wurde durch ein in Verbindung mit dieser plattentektonischen Aktivität auftretendes Erdbeben versperrt, so daß sich der See innerhalb eines Jahres auf 35 m Höhe aufstaute. Die Topographie dieses Geländes begünstigt die direkte Zufuhr von Niederschlägen, weil das Wasser in den felsigen Gebieten fast nicht gespeichert werden kann und weil, bedingt durch die hohe Lage von 1400 m und mehr die Niederschlagsmenge naturgegebenerweise zunimmt. Die auf einem kleinen Inselberg in der Mitte des Sees gelegene Stadt Lykoreia wurde in Folge überschwemmt und schließlich ergoß sich eine gewaltige Flutmasse über den tiefsten Gebirgspaß (9). Da dieser See im Einzugsgebiet des Kopaissees liegt, wurde
diese Region unmittelbar von dieser Flutkatastrophe betroffen (10).
Der für diesen Vulkanausbruch ermittelte Zeitpunkt liegt, wie oben geschrieben,
zwischen 1600 v. Chr. und 1450 v. Chr. Im 15. Jahrhundert gab es generell
einen Rückgang in der Siedlungstätigkeit in Griechenland, am Parnaß
und anderen umliegenden Gegenden (12), was ebenfalls auf einen Zusammenhang
mit diesem Vulkanausbruch hindeutet. Für diesen lokalen "Sintflutmythos"
gibt es also einen realistischen Hintergrund. In der Kopais wurde be Die Verlegung der Stadt Orchomenos,sowie weiterer Siedlungen am Westrand der Kopais wegen Hochwassergefahr, werden in der antiken Literatur häufiger erwähnt (14). Anhand der Berechnung der jährlichen Sedimentationsrate unter ähnlichen oder gleichen natürlichen Bedingungen wird für eine Schichtfolge die Datierung vorgenommen. Die errechneten Werte sind relativ und zeigen bei gleichen Bedingungen einen ähnlichen Sedimentcharakter, das heißt gleiche Farbe, einheitliche Korngrößenzusammensetzung und gleicher oder ähnlicher Stoffgehalt. An Abweichungen, wie den auf dem Foto gut zu erkennenden schwarzen Streifen, lassen sich besondere Ereignisse wie Hochwässer ablesen. Weitere Flutereignisse gegen 1200 v. Chr. Vermutlich gab es aber auch später analoge Ereignisse in der Kopais, wie der Einsturz einer Katawothre und anschließende Hochwassergefährdung der Kopais. So berichtet Strabon (15) von Erdbeben und Zerstörungen von Wasserbauten und Entlastung der Kopais durch Öffnung einer Katawothre. Pausanias (16) berichtet von einer Umleitung des Kephissos in die orchomenische Ebene, weil Herakles den unterirdischen Abfluß unter dem Gebirge verstopfte. Eine zweite Flut wird von Knauss für ca. 1200 v. Chr. angenommen (17), analog zur Zerstörung Glas, weil bei Strabon eine Überschwemmung von Arne und Mideia erwähnt werden (18), die jedoch in Homers Schiffskatalog noch vorkommen. Diese Flutkatastrophe hat also wohl kurze Zeit nach dem troianischen Krieg stattgefunden. Die Gebäude Glas zeigen Feuerspuren, vermutlich von durch Erdbeben
herabgestürzte Holzdächer ausgelöst (19). Parallelen hierzu gibt es
in anderen Siedlungen und Burgen der Region. Im Späthelladikum lll B
bis C kam es auch im gesamten Griechenland zu einem dramatischen Rückgang
der Bevölkerung, zum vollständigen Zusammenbruch der mykenischen Welt
(20). Es ist zu beachten, daß manche der zerstörten Orte in Homers Schiffskatalog
(21) durch ihrere Epitheta noch als besonders reich oder fruchtbar charakterisiert
sind: die räumige Stadt Mykaléssos, die herrliche Feste Medeion, das
wiesenreiche Haliartos und das traubenreiche Arne. Orchomenos ist durch
seinen Reichtum in der Lage, 30 Schiffe für diesen Feldzug zu entsenden.
Strabon hingegen berichtet von der Überschwemmung Arnes und Mideias
(22).
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