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[ Anfahrt | Geschichte
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Haliartos (und Onchestos)
Anfahrt
Von Theben (Thíva) aus in Richtung Levádeia, erreicht
man Haliartos nach etwa 20 km. Kurz nachdem man den modernen Ort Alíartos
passiert hat, erstreckt sich das antike Haliartos über eine große
karge Fläche direkt rechts von der Straße. Nach Norden hin
steigt die Fläche - die sogenannte Unterstadt - mehr und mehr an,
bis sie das Gipfelplateau, die Akropolis
von Haliartos, erreicht hat.
Geschichte
Schon in mittelhelladischer und mykenischer Zeit besiedelt, findet Haliartos
erstmals im homerischen Schiffskatalog Erwähnung. Außerdem
war Haliartos eine der ersten Städte, die bereits im 6. Jh. v.
Chr. Silbermünzen prägte, auf denen das boiotische Bundesemblem,
der Schild der Boioter, zu sehen ist (Abb.1). Zu Beginn des Korinthischen
Krieges (395 v.Chr.) fiel der Spartaner Lysander bei der Schlacht in
Haliartos und wurde dort begraben.
Geht man von Thespiai aufwärts gegen das Innere, folgt Haliartos.
Wer der Gründer von Haliartos und Koroneia war, möchte ich
nicht von meinem Bericht über Orchomenos trennen. Bei Feldzug des
Meders durchzog ein Teil des Heeres des Xerxes sengend Land und Stadt
der Haliartier, die auf griechischer Seite standen. In Haliartos befindet
sich das Grabmal des Spartaners Lysander. Als er nämlich die Stadtmauer
von Haliartos angriff, in dem sich ein Heer aus Theben und aus Athen
befand, und die Feinde einen Ausfall machten, fiel er im Kampf...
(Paus.9, 32, 5)
Nachdem Haliartos im 3. Makedonischen Krieg (171-168 v.Chr.) auf der
Seite des makedonischen Königs Perseus gegen die Römer kämpfte,
wurde es von den Römern erobert und bis auf die Grundmauern zerstört.
Die Bewohner von Haliartos verkaufte man in die Sklaverei. Das Gebiet
erhielten die Athener, die es dann auch verwalteten. Pausanias sah im
2. Jh. n. Chr. nur noch Ruinen der Stadt.

Rundgang
Im gesamten Gebiet (Plan1)
lassen sich - für den archäologisch Interessierten - Mauerreste
aus den unterschiedlichsten Epochen erkennen. So findet man beispielsweise
Reste der mykenischen Burgmauer an der Süd- und Westseite der Akropolis,
darüber eine Mauer aus klassischer Zeit und ebenso Mauerreste aus
hellenistischer und römischer Zeit. Das gesamte Areal wird von
einer doppelten Stadtmauer umgeben.
In der Unterstadt findet man nicht nur die Fundamente ehemaliger Gebäude
vor, sondern man kann auch dem Verlauf der antiken Straße folgen.
Süd-westlich befand sich möglicherweise die Agora.
Auf der Akropolis sind die Überreste eines dorischen Athenatempels
(7 x 18 m) aus dem 6. Jh. v. Chr. zu sehen (Plan3),
der von einer Mauer umgeben wird, die den heiligen Bezirk (Temenos)
einfasst. Hinter dieser Temenosmauer im Westen, wurde von den Ausgräbern
eine Ansammlung von Votiven
und zahlreichen Keramikscherben entdeckt. Durch eine darin gefundene
Weihinschrift an Athena war es möglich, das zunächst namenlose
Heiligtum als Athenatempel zu identifizieren. Südlich davon befindet
sich eine lange Halle (21 x 9 m), die im Osten durch zwei Eingänge
zugänglich war. Darin sind
vier steinerne Basen zu erkennen. Da sich die Halle in unmittelbarer
Nähe des Heiligtums befindet, könnte sie die Funktion einer
Vorratskammer, vielleicht aber auch die eines Versammlungshauses gehabt
haben. Möglicherweise war sie auch eine Unterkunft für Priester
oder Tempeldiener.
Über eine Passage, die sich zwischen der langen Halle und der Temenosmauer
befindet, gelangt man über eine Treppe zum Athenatempel oder zum
Eingang in die Halle (Plan
2).
Außerhalb der Stadtmauer fanden sich einige Gräber aus dem
3. und 2. Jh. v. Chr..
Plan Akropolis / Heiligtum und Lange Halle

Onchestos
Zum Gebiet von Haliartos gehörte auch das antike Onchestos, das,
von Theben kommend, kurz vor Haliartos liegt, jedoch nur schwer zu finden
ist.
Onchestos hatte bereits in frühgeschichtlicher Zeit eine große
Bedeutung als Sitz eines uralten Bundesheiligtums für Poseidon
und war Zentrum der boiotischen Amphiktyonie
In Zusammenhang mit dem Poseidonkult wurden in Onchestos eine Art Pferderennen
durchgeführt:
"Schütze ins Weite, Apollon, da lenktest du vorwärts
die Schritte,Kamst nach Onchestos zum strahlenden Hain des Poseidon,
da schnaubenJung gezähmte Füllen und mühn sich an herrlichen
Wagen.Jetzt aber springt aus dem Korb der treffliche Lenker zur Erde,Schreitet
den Weg, indessen die Tiere, ledig der Führung,Stampfen am rasselnden,
leeren Gefährt. Doch wenn dann der WagenBricht an den Bäumen
des Hains, dann pflegen sie sorgsam die Rosse,Lehnen das andere an und
lassen es stehn nach uraltem,Heiligem Brauch. Das Volk aber sendet Gebete
zum Herrscher,Während den Wagen des Gottes Wille nunmehr behütet.Schütze
ins Weite, Apollon, da lenktest du vorwärts die Schritte Und erreichtes
darnach des Kephisos herrliche Strömung" (Hom. hym. 3,
229-240)
Außer dieser Quelle und einem kleinen Hinweis in einem Fragment
Pindars (Pind. Fr. 94b. 41-49), ist über diese Pferderennen nichts
bekannt, so dass sämtliche Deutungen Spekulation bleiben.
Wer Onchestos mit viel Glück entdeckt hat, den erwarten die spärlichen
Überreste des Poseidonheiligtums und des Bouleuterions.

Tipps
Die Besichtigung des antiken Haliartos ist körperlich nicht
sehr
anstrengend. Es empfiehlt sich jedoch, festes Schuhwerk zu tragen. Da
die Anlage wenig Schatten bietet, sollte zumindest ein Hut vor Sonnenstrahlen,
eine Flasche Wasser vor Austrocknung schützen.

© Dominique Schaub 2001
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