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[ Anfahrt | Geschichte
| Rundgang | Tipps
| Plan ]
Thisbe / Thisvi
Lage
Die kleine Stadt Thisvi liegt im südwestlichen Boiotien, am Südfuß des
Helikon. Das Meer ist nicht weit entfernt, es sind knapp 5 km zum antiken
Hafen Ag. Ioannis am Korinthischen Golf. Die große Ebene, die sich dem
heutigen Betrachter darbietet, ist ein abflussloses Karstbecken. In
der Antike wurde das Wasser in der östliche Hälfte der Ebene gestaut.
Anfahrt
Thisvi ist von Theben (Thíva) sowie auch von Livadia aus leicht erreichbar.
Von Theben kommend, biegt man, auf der Straße nach Haliartos und Livadia,
nach 2 km in Richtung Thespies ab. Bei Thespies fährt man in Richtung
Süden, und über Elopia und Xironomi gelangt man dann nach Thisvi (Thisbe).
Von Livadia aus nimmt man auf der Straße Richtung Theben die Ausfahrt
Koroneia. Auf diesem Weg passiert man zwei nette Dörfer, Ag. Triada
und Ag. Anna (Wegweiser nach Thisvi nicht übersehen !). Die wichtige
Passstraße über das Helikon-Gebirge führt uns in die weite Ebene von
Thisbe. (Plan A)

Geschichte
Das Areal der Stadt Thisbe war schon seit der mittleren Bronzezeit
(ca. 2000 - 1600 v. Chr.) besiedelt, was durch Keramikfunde belegt ist.
Welche Rolle die Siedlung in der mykenischen, geometrischen und archaischen
Epoche gespielt haben könnte, ist gänzlich ungewiss. Erst aus klassischer
Zeit gibt es wieder schriftliche Zeugnisse hinsichtlich der Geschichte
von Thisbe. Im Boiotischen
Bund gehört sie ab 447 v.Chr. zum Bezirk von Thespiai.
Eine Blüte erlebte die Stadt in hellenistischer Zeit. Ab 338 v. Chr.
wurde Thisbe zu einem selbständigen Gliedstaat im Boiotischen Bund.
Auf Grund des vermehrten Handels zwischen dem Korinthischen Golf und
dem boiotischen Inland ergab sich ein wirtschaftlicher Aufschwung in
Thisbe, welche als eine der wenigen Anlaufstellen an der boiotischen
Küste einen Knotenpunkt der Handelswege von der See her darstellte.
In diese Zeit wird auch die mächtige Stadtmauer datiert. Im Jahre 171
v. Chr, während des Dritten Römisch- Makedonischen Krieges, in welchem
Thisbe mit nur zwei weiteren boiotischen Orten Widerstand leistete,
musste die Stadt vor der römischen Macht kapitulieren. Es gehörte ab
146 v.Chr. zu den tributpflichtigen Städten unter römischer Vorherrschaft.
In den antiken Quellen wird Thisbe nur selten erwähnt. Dies hat vermutlich
mit der nur geringen historischen Bedeutung des Ortes zu tun. Die sehr
gut erhaltene Stadtmauer macht Thisbe zu einer besonders sehenswerten
Attraktion Boiotiens.

Rundgang
An der oben erwähnten Stadtmauer sollte man den Rundgang auch beginnen.
Sie befindet sich auf einem leicht begehbaren Hügel am südlichen Ortsrand.
Die 2,30 m starke Mauer ist eines der anschaulichsten Beispiele hellenistischer
Schalenmauern.
Die Reste der rechteckigen Wehrtürme ragen heute noch bis zu 4m in die
Höhe. Weshalb dieses Plateau so sorgfältig befestigt wurde ist bislang
völlig unklar. Bezüglich des sakralen Lebens in Thisbe stammt die einzige
Überlieferung von Pausanias. "Hier (in Thisbe) befindet sich ein Heraklesheiligtum
mit einem stehendem Kultbild aus Marmor, und man feiert auch ein Fest
Herkleia".(Paus. 9, 32, 2) (Übersetzung von E. Meyer) Von diesem Tempel
oder gar dem Marmorkultbild hat man bis heute keine Spuren gefunden.
Auf alle Fälle lohnt sich die Besteigung der antiken Akropolis
auf dem Hügel nördlich des Dorfes (heute Neokastro). Von hier oben aus
genießt man einen wunderschönen Blick über die ganze Ebene und die hellenistischen
Mauern. Bei gutem Wetter ist sogar das Meer zu erblicken. Die noch erhaltenen
Mauern der Akropolis stammen aus verschiedensten Epochen: übereinander
geschichtet befinden sich Mauern von der mykenischen bis zur römischen
Zeit. Teilweise liegen darüber sogar noch mittelalterliche Mauerreste.
(Plan B)
Was diese Stadt ebenfalls interessant macht sind die hochentwickelten
antiken Deichbauten. Die Straße (Thisvi - Agios Ioannis), die heute
gradlinig die fruchtbare Ebene in zwei teilt, liegt genau über diesem
einst 15 m breiten Damm. Er stammt aus mykenischer Zeit und lässt dazu
noch hellenistische Erneuerungen erkennen, worauf die unterschiedliche
Mauerungstechnik deutet. Leider ist von diesem Stauwerk nur seitlich
am nördlichen Ende der Straße noch etwas zu erahnen. Die gesamte Ebene
wurde im Frühling durch Regen- und Schmelzwasser überschwemmt und sumpfig.
Mit Hilfe dieses Dammes staute man das Wasser in der östlichen Hälfte
der Ebene, um so den westlichen Teil landwirtschaftlich nutzen zu können.
Hinzu kommen noch zwei weitere Dämme in den Seitentälern: der eine auf
dem Weg nach Xironomi und der andere in dem Tal längs der Straße, die
von dem nordwestlichen Pass herunter führt.

Tipps
Die Bucht, in der sich einst der antike Hafen von Thisbe befand, lädt
anschließend zu einem erfrischenden Bad ein. Um dorthin zu gelangen,
folgt man der oben beschriebenen Straße auf dem Damm in Richtung
Ag. Ioannis.
Keine antike Hafenanlage, keine hellenistischen Mauern mehr, keine Überreste
aus der Antike: dafür aber eine wunderschöne Bucht, von Touristen
noch unbeachtet. Hier kann man das Baden richtig genießen, um
danach den Abend in dem sehr guten Fischrestaurant zu Ende gehen zu
lassen.

© Nele Schröder
April 2002 / Dezember 2003
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