Antikes Boiotien - Ancient Boiotia
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Orchomenos


 


Orchomenós (Boiotien)


Orchomenós von Süden mit Akontion (Abb. 10)

Orchomenós - zur Unterscheidung von dem arkadischen Orchomenós bereits bei Homer das minyische genannt - war seit dem Neolithikum ununterbrochen besiedelt.
In der Genealogie seiner mythischen Könige spiegelt sich die Zeit der griechischen "Völkerwanderung". Am trojanischen Krieg nahm es mit einem eigenen Kontingent von 30 Schiffen teil. (Hom. Ilias 2, 511-16, "Schiffskatalog").
Es hat mit großer Wahrscheinlichkeit am Anfang der mykenischen Zeit die Region dominiert. Bereits am Ende dieser Periode mußte es sich aber wohl letztlich der Vorherrschaft Thebens beugen. Trotzdem hat es seine Eigenständigkeit stets zu wahren versucht. (Lust auf mehr Geschichte?)

Archäologische Überreste sind - mit Ausnahme der klassischen Zeit - in unterschiedlichem Erhaltungszustand aus allen Epochen vorhanden:

  • Orchomenós hat seinen Namen auf dem Gebiet der Keramik der sogen. "Orchomenós-Ware" gegeben, die auch als minysche Keramik bezeichnet wird. Diese Art von Keramik war über die Region hinaus in der mykenischen Welt bis nach Kreta geschätzt und verbreitet, muß allerdings nicht unbedingt aus O. stammen.

  • Seine höchste Blüte erlebte es wohl in der mykenischen Zeit, aus der das sogen. Schatzhaus des Minyas stammt. Dieses großartige Bauwerk ist nur noch mit dem monumentalen Kuppelgrab in Mykenai, dem sogenannten "Schatzhaus des Atreus" vergleichbar.

  • Die Befestigungsmauer mit eindrucksvollem Kastell auf dem Akontion - dem Burgberg über der Stadt - wurde wohl mit Beginn der makedonischen Herrschaft wesentlich erneuert und ist damit eine Generation jünger als die auf Veranlassung von Epaminondas errichtete messinische Befestigungsmauer. Sie wurde zwischen 1997 und 2000 durch das Deutsche Archäologische Institut Athen neu vermessen. Abschlußbericht ist für 2002 angekündigt.

  • Aus hellenistischer Zeit stammt auch das bis in die römische Zeit genutzte Theater, Austragungsort musischer Agone.

  • Die Kirche der Koimisis tis Theotókou (Mariä Himmelfahrt) in Skripoú wurde 873/74 unter Verwendung von Spolien aller vorher verwähnten Baudenkmäler an der Stelle des Charitenheiligtums errichtet. Sie gilt als ein Bindeglied zwischen der frühgriechischen Basilika und den mittelbyzantinischen Kreuzkuppelkirchen Athens.

Erst die in neuerer Zeit am Ort der alten Siedlung vereinigten Dörfer Skripoú und Petromagula tragen mit ihrer Erhebung zur Stadt wieder den Namen Orchomenós.

(Peter Teuthorn)



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