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Orchomenos


 

Klosterkirche der Koímisis tis Theotókou* oder Panagía Skripoú

(* Mariä Himmelfahrt – wörtlich: Entschlafung der Gottesmutter)


Kirche der Koimisis tis Theotókou in Skripoú (Abb. 1)

Die 874 am Platz der Charitenverehrung erbaute Kirche von Skripoú ist neben dem Kuppelgrab und dem Gipfelkastell nebst Stadtmauer das bedeutendste geschichtliche und das wichtigste Denkmal der byzantinischen Zeit.


Grundriß der Kirche in Skripoú (Abb. 2)

Sie ist eine tonnengewölbte Basilika mit Kreuzkuppel, die noch nicht auf gesonderten Pfeilern, sondern auf den hier unterbrochenen tragenden Wänden des mittleren Tonnengewölbes errichtet wurde. Der Haupt- und Seitenschiffe durchbrechende Kreuzarm tritt südlich und nördlich knapp aus dem Baukörper heraus. Sie wird daher als ein herausragendes Beispiel für die Weiterentwicklung der frühbyzantinischen Basilika zur reinen Kreuzkuppelkirche betrachtet. Die Kirche wurde Anfang des 18. Jahrhunderts (im wesentlichen obere Wände und Kuppel) erneuert. Aus dieser Zeit stammen auch die in der Hauptapsis erhaltenen Fresken.

Eine Besonderheit stellen die Außenwände dar, in die in besonders starkem Umfang Spolien der antiken Gebäude verbaut wurden.

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Verbaute Säulentrommeln in der Koimisis tis Theotókou (Abb. 1a)

So finden sich hier Säulentrommeln, die möglicherweise von dem noch ungenügend erforschten Charitenheiligtum stammen, und Dreifußbasen aus dem Theater neben Steinquadern und marmornen Baumaterialien antiker Mauern und Gebäude, wahrscheinlich auch solche, die bereits in einem Vorgängerbau verwendet wurden.

Die nicht vorhandene Scheu, unnütz gewordene Überreste einer vergangenen Zeit unverkrampft wieder nutzbringend einzusetzen, spiegelt den Geist des christlichen griechischen Mittelalters wieder. Man hatte endgültig mit der Antike gebrochen und sah nichts Kulturzerstörendes darin, den Kultursschutt der ein für alle Mal abgeschlossenen heidnischen Zeit gottgefällig wieder zu verwenden, übrigens durchaus auch zum Ruhme ihrer Erbauer. Hierauf weisen die umfangreichen Gründungsinschriften an allen vier Seiten der Außenwände hin.

So bietet sich die Kirche von Skripoú durchaus auch als nachdenklicher Ausgangspunkt für die Wanderung durch das antike Orchomenós an.

(Peter Teuthorn)

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Lt. Information des Griechischen Kulturministeriums vom 10.7.2000 wird die Kirche nach einem schlimmen Brand zur Zeit renoviert. Hierzu ein eigener Eindruck von Ende August 2000.

weiterer link:
Web-Seite Skripou (neugriechisch)
http://www.culture.gr/2/21/212/21201n/g212an01.html

   
antikesboiotien.uni-muenchen.de - vorläufiger kontakt: boiotien@teu-net.de